Als Johann Nicolaus Worlée im Jahre 1783 als Gewürzhändler den Bürgereid der Freien und Hansestadt Hamburg leistete, ahnte er sicher nicht, dass er damit den Grundstein für ein weltweit erfolgreiches Unternehmen legte. Kommen Sie mit uns auf eine Reise durch die Jahrhunderte - wir zeigen Ihnen, wie das Familienunternehmen vom kleinen Handelsunternehmen zu einem internationalen Produzenten und Serviceunternehmen geworden ist.



Am 1. Juli 1851 eröffneten Emil Heinrich Worlée und Rudolph Ehrenreich Jalaß ein Handelsgeschäft für Kolonialwaren - damals bezeichnet als Geschäft für „Droguerie- und Materialwaaren“ - in der Straße Grimm 25.



1874 trennten sich die beiden Inhaber und Emil Heinrich Worlée führte zusammen mit seinem Bruder Ferdinand die Geschäfte unter dem Namen E.H. Worlée & Co weiter. Sie importierten weiterhin Kolonialwaren, vor allem aber tropische Baumharze aus Südostasien und Afrika – Kopale und Dammare – als Grundstoffe für die Herstellung von damals vorwiegend auf natürlichen Rohstoffen basierten Farben und Lacken. Die Stahlindustrie, die sich durch die Industrialisierung in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts rapide entwickelte, brachte neue Erzeugnisse wie Schiffe, Eisenbahnen, Maschinen hervor, die es zu erhalten und gegen Korrosion und Zersetzung zu schützen galt – so stieg der Bedarf an Schutzlacken enorm an. Der neue Firmensitz war in der Catharinenstrasse 33. Dort verblieb die Firma bis 1922.
Der ehemalige Lehrling Konrad Windfuhr beschrieb anläßlich des 100-jährigen Geschäftsjubiläums sehr anschaulich, wie das Comptoir der Firma, das sich im Erdgeschoss der Catharinenstr. 33 auf der Seite des Nicolaifleets befand, 1906/07 aussah:
„Das Grundstück war, wie die meisten alten Hamburger Kaufmannshäuser, verhältnismäßig schmal, dafür aber entsprechend tiefer. Es bestand aus dem Vorderhaus mit Durchfahrt zum Hof… und am Fleet dem Speicher mit 5 Böden und dem Windenboden…Im Kontor wurden sowohl von den Chefs als auch von den Angestellten und Lehrlingen altväterliche Stehpulte verschiedener Art mit hohen Drehschemeln benutzt, insgesamt zehn. Sechs Pulte standen in der Mitte, durch eine etwas über mannshohe Holzwand abgetrennt. Das Pult des jüngsten Lehrlings befand sich unmittelbar an der Tür. Wer in die Tür trat, war gleich mitten im Kontor…. Nach hinten in einem Zwischenbau zum Speicher schlossen sich zwei Räume an, die Musterzwecken dienten. In dem helleren Raum, wo ein großer Tisch zum Mustermachen stand, befand sich auch der Wandfernsprecher mit zwei Hörern. ….Ein Anruf von auswärts, etwa aus Frankfurt a. M. war stets etwas Erregendes, da der Anruf unbedingt eine wichtige geschäftliche Angelegenheit zum Anlaß haben mußte….(S.5/6)

1899 starb Emil Heinrich Worlée und sein Bruder Ferdinand führte die Firma zunächst allein weiter, bis er 1906 seinem Großneffen Erich von Eben, dem langjährigen Mitarbeiter Adolph Langhoff und dem nur ein Jahr später versterbenden Prokuristen Wilhelm Köhler die Geschäftsleitung übergab. Nach dem Ausscheiden von Adolph Langhoff führte Erich von Eben-Worlée seit 1933 die Firma alleine.


Unter der Leitung von Erich von Eben-Worlée und Adolph Langhoff zog die Firma 1922 in die Deichstrasse 52. Dort blieb sie bis zur Zerstörung in den Bombennächten im Juli 1943.


Die schwierige wirtschaftliche und politische Zeit der Weltwirtschaftskrise und die nationalsozialistische Herrschaft mit der sechsjährigen Kriegszeit war auch für die Fa. E.H. Worlée & Co. eine Herausforderung. Das Geschäft mit importierten Lackrohstoffen war durch den staatlich kontrollierten Handel der Nationalsozialisten stark eingeschränkt; nur durch erworbene Lizenzen von den Reichsbehörden konnten Handelsgeschäfte aufrecht erhalten werden. Möglicherweise erhoffte Erich von Eben-Worlée seine geschäftliche Situation durch den Eintritt in die NSDAP im Mai 1933 zu erleichtern. 1936 baute die Firma für die Herstellung von Schmelzkopalen ein Edelharzwerk in Wandsbek, das 1943 zerstört wurde. In einer weiteren Fabrik in Palmnicken (Ostpreußen) versuchte Erich von Eben-Worlée bis 1945 mit dem dort oberirdisch abgebauten Bernstein ein heimisches Ersatzprodukt für die überseeischen Naturharze zu entwickeln.
Im Juli 1938 übernahm Erich von Eben-Worlée im Zuge einer „Arisierung“ die Firma Albert Epstein, Mönkebergstr. 5, die Maschinen und Eisenwaren nach Brit. Indien und Ceylon exportierte, von Frau Frieda Epstein, der Witwe des 1928 verstorbenen Inhabers. Die Geschäftsgrundlagen der Firma waren Erich von Eben-Worlée für seine eigenen Importgeschäfte von Nutzen. Ihrer Existenz beraubt und ohne Zugang zu der von der Fa. Worlée gezahlten sogen. „Entschädigung“, die auf ein staatlich kontrolliertes Sonderkonto eingezahlt werden musste, konnte Frieda Epstein im April 1939 zunächst nach England und ein Jahr später nach Amerika zu ihrem bereits 1937 ausgewanderten Sohn emigrieren. Nach dem Krieg kam es mit dem Sohn, der als amerikanischer Soldat zur Besatzung gehörte, zur Einigung über Entschädigungen.
Bei Bombenangriffen im Juli 1943 brannte das Firmengebäude in der Deichstraße 52 total aus. Über die Geschäftsentwicklung in nationalsozialistischer Zeit und in den Kriegsjahren ist durch die Zerstörung der Firmenunterlagen wenig bekannt.
Das Geschäft wurde nach dem Bombenangriff in das Privathaus in der Bellevue 7 an der Hamburger Außenalster verlagert.

Kauf der Medizinaldrogenfirma Agero, Worlée arbeitet als Drogenhandelsgesellschaft





Der Schwerpunkt der Firma nach dem Krieg blieb der Handel mit Lackrohstoffen und die Veredelung von Naturharzen. 1948 kaufte Erich von Eben-Worlée das Grundstück Borsigstr. 16, auf dem er 1950/51 das Edelharzwerk neu aufbaute. Dort wurden importierte Kongo-Kopale und andere Naturharze veredelt (verestert) - Endprodukte waren: Kopaledelester, Schmelzkopal und Bernkopanol. Da die Herstellung von synthetischen Harzen schon seit den 1930er Jahren unaufhaltsam auf dem Siegeszug war, konnte dieses Werk für Veredelung von Naturharzen der immer stärker werdenden Konkurrenz nicht stand halten und begann in kleinem Rahmen mit der Produktion von Kunstharzen.

Ferdinand v. Rosenberg begann als Lehrling 1951 in der Firma, wurde 1964 Geschäftsführer des Lauenburger Werks und ab 1969 Gesellschafter des Unternehmens bis zu seinem Ausscheiden aus der Geschäftsführung 1996. 1997 trat er in den Beirat ein, dem er bis 2016 als Vorsitzender und nach seinem Rücktritt als Ehrenbeiratsvorsitzender angehörte.

Dr. Albrecht von Eben-Worlée (geb. 1924), Sohn des 1955 verstorbenen Erich von Eben-Worlée, baute 1954 aus einer Pilzabteilung und einer Bearbeitung von Trockenfrüchten, Gemüse und Gewürzen einen komplett neuen Geschäftsbereich auf.


1959 wurde die kleine Kopal- und Kunstharzproduktion in eine gepachtete Halle am Billbrookdeich verlegt. Die inzwischen stark gewachsene Pilz-, Gemüse und Gewürzabteilung übernahm im gleichen Jahr den Standort Borsigstraße. Das Werk Billbrookdeich, 1963 durch einen Brand während des Kopal-Schmelzens stark beschädigt – wurde Mitte der 1960er Jahre als Produktionsstätte von Alkydharzen neu aufgebaut und entwickelte sich zu einer Kunstharzfabrik mit sehr positiven Geschäftsergebnissen, zunächst unter dem Namen „Chemie-Handelsgesellschaft E.H. Worlée & Co mbH“ (1962), ab 1973 kurz: „Worlée-Chemie GmbH“.
Da die kleine Produktionsstätte Billbrookdeich nicht mehr ausreichte, wurde eine Kunstharzfabrik in Lauenburg an der Elbe, nahe der damaligen Zonengrenze zur DDR, gebaut. Das spätere „Werk West“ nahm 1976 den Betrieb auf.




1962 wird die Drogenhandelsgsellschaft gegründet. Der Bereich für getrocknete pflanzliche Rohstoffe expandierte rasch und brauchte mehr Platz, so dass das
neue Nahrungsmittel-Bearbeitungswerk 1964 in die Räume des ehemaligen Edelharzwerkes in der Borsigstraße einzog. Dieser Firmenzweig - bis heute in Billbrook ansässig - hat sich zu einem weiteren weltweit erfolgreichen Unternehmensschwerpunkt entwickelt, der mit eigenen Produktions- und Veredelungsbetrieben, Laboratorien und umfangreichen Rohstofflagern ein wichtiger Lieferant für die Nahrungsmittel-, Pharma- und Tierfutterindustrie ist, der einen gesicherten Qualitätsstandard garantiert.

Mit der Gründung der E.H. Worlée & Co. B.V. (Niederlande) im Jahre 1967 wird, unter Geschäftsführer B. L. Blijdenstein, das erste Verkaufsbüro außerhalb von Deutschland eröffnet. Der erste „Stein“ für den internationalen Service und Verkaufsorganisation wurde somit gelegt.

Joachim Schittek wird Partner in der Drogenhandelsgesellschaft E.H. Worlée & Co. GmbH, nachdem er 1958 als Lehrling bei Worlée begonnen hatte. Seit 1973 gehörte er zur Geschäftsführung und steht dieser noch heute beratend zur Seite

Die Umsätze des neuen Werks in Lauenburg wuchsen schnell, so dass 1983 eine kleine Fabrik in Lübeck für Polymerharze dazu gekauft wurde. Dort werden bis heute wasserverdünnbare Polymere für Pflegemittel, Lacke und Druckfarben hergestellt.


1986 wird die Varistor AG als Tochtergesellschaft in der Schweiz gegründet. Drei Jahre später entsteht eine weitere Auslandsvertretung in UK.



Worlée war eines der ersten Unternehmen, dem es gelang, wassergelöste Alkyd-Harze zu entwickeln und damit die gebräuchlichen mineralischen Lösemittel zu ersetzen. 1990-93 entstand zur Erweiterung der Produktionskapazitäten auf dem Gelände in Lauenburg eine zweite Fabrik, das „Werk Ost“ sowie mehrerer Forschungs- und Entwicklungslabore und anwendungstechnischer Abteilungen.
Worlée-Chemie GmbH hat sich zu einem nachhaltigen Hersteller von umweltfreundlichen Kunstharzen und Additiven für die Lack-, Farben- und Druckfarben-Industrie der gesamten Welt, aber auch als Vertriebspartner für Rohstoffproduzenten aus zahlreichen Ländern entwickelt. Der Unternehmensbereich Chemiehandel ergänzt das Lieferprogramm mit Pigmenten, Additiven und Bindemitteln. Im Werk Lauenburg befindet sich ein technisches Zentrum – mit Laboren für Forschungs- und Entwicklungsarbeiten sowie für anwendungstechnische Ausprüfungen. Die Vermarktung der Produkte erfolgt über zahlreiche nationale und internationale Tochtergesellschaften und Vertretungen.

Für den Bau dieses neuen Betriebsteils in Lauenburg war der 1984 ins Unternehmen eingetretene Reinhold von Eben-Worlée, Sohn von Dr. Albrecht von Eben-Worlée, verantwortlich.

Die Bereiche ChemieHandel, Naturprodukte und Kosmetik ziehen 1990 aus der Bellevue in das neu errichtete Produktions- und Verwaltungsgebäude in der Grusonstraße 22 in Hamburg-Billbrook.
Im selben Jahr wird die französische Tochtergesellschaft E. H. Worlée et Co. Sarl gegründet. 1994 erweitert sich das internationale Vertriebsnetz der Firma mit der Worlée Italia S.r.l. in Italien.



1995 wird eine Forschungs- und Entwicklungsabteilung für Tee und teeähnliche Erzeugnisse aufgebaut.
Aufgrund der steigenden Nachfrage nach ökologisch erzeugten Produkten gründet die Firma eine eigene Bio-Abteilung.


1999 wurde der dritte Geschäftsbereich Kosmetik für den Handel und die Produktion von kosmetischen Rohstoffen gegründet. Die Entwicklung innovativer und marktgerechter Rohstoffe für den Bereich Skin Care, Hair Care, Sun Care und Deko bildet den Arbeitsschwerpunkt. Dabei liegt der besondere Focus auf der Naturkosmetik. Seit 2009 ist Worlée Cosmetics biozertifiziert. Entwickelt und hergestellt werden alle Eigenprodukte in den Werken Hamburg und Lübeck.

Die Worlée NaturProdukte GmbH gründet sich 2000 aus den operativen Geschäftsbereichen der E.H. Worlée & Co. (GmbH & Co.) und der Drogenhandelsgesellschaft.

In 2005 wird die Rohstoffabteilung für Tiernahrung aufgebaut.


2007: Gründung der Worlée Chemie India Pvt. Ltd. (Indien)
2011: Gründung der Worlée (Shanghai) Trading Co. Ltd. und Worlée International Inc. (Kanada)
2013: Gründung Worlée América Latina S. A. (Südamerika)
2014: Gründung der Worlée International (USA) Inc.

In 2011 wurde das Kosmetik-Anwendungslabor am Standort Hamburg in Betrieb genommen.

In 2014 werden alle Logistikaktivitäten in der Worlée Drive Dried Logistics GmbH gebündelt.




2017 wird auf dem Nachbargelände in der Grusonstraße 26 in Hamburg-Billbrook ein neues Gebäude errichtet. Auch in Lauenburg wird ein neues Verwaltungsgebäude eröffnet.


In 2022 erwarb die Firma ein Nachbargrundstück in Lauenburg und baute hier ein neues Produktions- und Entwicklungsgebäude für die Kosmetik. Die Produktion sowie Entwicklungs- und Anwendungslabore wurden daraufhin von Hamburg nach Lauenburg verlagert.

Zur Weiterentwicklung des Logistikbereichs zum ganzheitlichen Logistikdienstleister für Worlée und Drittkunden eröffnet Worlée in 2024 ein klimafreundliches Logistikzentrum am Porgesring 13. Mit dem neuen Standort sollen neue Maßstäbe im Bereich der Green Logistics gesetzt werden, die das Wohl und den Schutz der Umwelt sowie der Mitarbeitenden im Blick haben.
Die Tochtergesellschaft Worlée Drive Dried Logistics GmbH wird in NOAHH GmbH Logistik vorausgedacht umfirmiert.